Verständliche Entlassungsbriefe unterstützen die Patientinnen und Patienten
Nach einem stationären Aufenthalt können leicht verständliche Entlassungsbriefe – sogenannte Patientenbriefe – für Patientinnen und Patienten eine wichtige Unterstützung im selbstbestimmten Umgang mit ihrer Erkrankung sein. Individuell ausgestaltet, informieren sie gezielt über die Diagnose und im Krankenhaus erfolgte Behandlungen. Eine aktuelle wissenschaftliche Studie gibt Anhaltspunkte dafür, dass diese Art der Informationsübermittlung die Gesundheitskompetenz der Patientinnen und Patienten steigern kann. Ich halte dieses Instrument im Sinne einer besseren Patientenkommunikation und eines besseren Verständnisses für die eigene Erkrankung für sehr sinnvoll“, sagt die Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Prof. Dr. Claudia Schmidtke nach einem Gespräch mit dem Mitgründer und Geschäftsführer von „Was hab‘ ich?“, Ansgar Jonietz.
Das Sozialunternehmen „Was hab‘ ich?“ setzt sich seit Jahren für eine patientenverständliche Kommunikation ein und treibt die Entwicklung der Patientenbriefe seither maßgeblich voran.
„Patientinnen und Patienten profitieren nachweislich von leicht verständlichen Patientenbriefen, die sie zuhause nachlesen und mit Angehörigen teilen können. Kliniken können Patientenbriefe bedenkenlos einsetzen – für das medizinische Personal ändert sich nichts. Es kommen keine zusätzlichen Aufwände hinzu. Patientenbriefe sind basierend auf unseren Entwicklungs- und Forschungsergebnissen mithilfe unserer Patientenbrief-Software vollständig automatisiert erstellbar. Der Datenschutz ist gewährleistet, die Kosten sind überschaubar. Wir haben hier ein funktionierendes Produkt, das nur darauf wartet, an das Krankenhausinformationssystem (KIS) weiterer Kliniken in Deutschland angebunden zu werden“, erklärt Jonietz.
Schmidtke: „Trotz ausführlichen Arztgesprächs und Übergabe eines Arztbriefes fällt vielen Menschen der Umgang mit Gesundheitsinformationen, die insbesondere nach einem Krankenhausaufenthalt sehr komplex sein können, schwer. Für Laien verständliche Patientenbriefe können in solchen Situationen als wertvolle Unterstützung der Patientinnen und Patienten eingesetzt werden.“
Hintergrund Patientenbriefe
Patientenbriefe werden zusätzlich zum Arztgespräch und dem Arztbrief automatisiert gedruckt und enthalten leicht verständliche Informationen zu Diagnosen, Untersuchungen und Behandlungen im Rahmen des Krankenhausaufenthalts. Sie werden mittels Patientenbrief-Software individuell auf Basis der in der Klinik vorliegenden Diagnose- und Prozeduren-Codes zusammengestellt. Dafür greift die Software auf über 25.000 ärztlich erstellte, qualitätsgeprüfte Textbausteine zu.
Die Wirkung der Patientenbriefe wurde im Rahmen eines durch den Innovationsfonds geförderten Forschungsprojekts untersucht. Von Juni 2019 bis Juni 2020 wurden Patientinnen und Patienten des Herzzentrums Dresden Uniklinik GmbH in die Studie eingeschlossen, die Maßnahme wurde durch den Bereich Allgemeinmedizin der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der Technischen Universität Dresden in einer randomisierten kontrollierten Studie mit 738 Patientinnen und Patienten evaluiert. Die Ergebnisse der Evaluation zeigen, dass sich Patientenbriefe signifikant positiv auf die Gesundheitskompetenz auswirken – der Anteil der Patientinnen und Patienten mit ausreichender Gesundheitskompetenz erhöhte sich durch Patientenbriefe von 32 auf 44 %. Die Studie belegt außerdem, dass Patientenbriefe von den meisten Patientinnen und Patienten ausführlich gelesen (93 %) sowie als verständlich (95 %), informativ (93 %) und hilfreich (93 %) bewertet werden. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der TU Dresden empfehlen daher eine Übernahme von automatisiert erstellten Patientenbriefen in die Regelversorgung.
Die Wirksamkeit von Patientenbriefen hat „Was hab‘ ich?“ bereits zuvor im vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten Forschungsprojekt „Mehr Gesundheitskompetenz durch Patientenbriefe“ nachgewiesen. Im Juni 2019 hat „Was hab‘ ich?“ mit dem Patientenbrief den Berliner Gesundheitspreis gewonnen, die Laudatio hielt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. 2020 erhielt das Sozialunternehmen den 1. Preis beim MSD Gesundheitspreis sowie den Publikumspreis.
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Hintergrund „Was hab‘ ich?“
„Was hab‘ ich?“ setzt sich seit 2011 für eine Verbesserung der Arzt-Patienten-Kommunikation ein. Das Sozialunternehmen mit Sitz in Dresden bietet mit der Website washabich.de eine Anlaufstelle für Patientinnen und Patienten, die ihre Befunde verstehen möchten. Gleichzeitig bildet es Medizinerinnen und Mediziner in patientenverständlicher Kommunikation aus. Außerdem arbeitet und forscht „Was hab‘ ich?“ an weiteren, massentauglichen Lösungen für die Vision einer Arzt-Patienten-Kommunikation auf Augenhöhe.