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Nie wieder ist jetzt

Die Medizin, als eine angewandte Wissenschaft, welche sich der Gesundheit und dem Wohlbefinden der Menschen verschrieben hat, trägt eine einzigartige Verantwortung, die in ihrer Tragweite wohl nie deutlicher wurde als während der Zeit des Nationalsozialismus. Gerade in Berlin, am ehrwürdigen Standort der Charité, wandte sich die Medizin von ihrem ursprünglichen humanitären Auftrag ab und wurde von einer menschenverachtenden Ideologie in den Dienst genommen. Mitglieder der Berliner Medizinischen Fakultät ließen sich in dieser schicksalhaften Epoche umfassend und bereitwillig für die biopolitischen Ziele und Maßnahmen des nationalsozialistischen Regimes einspannen. Die einst renommierten Kliniken und Institute der Charité und der Friedrich-Wilhelms-Universität wurden zu finsteren Schauplätzen der NS-Rassen-, Leistungs- und Vernichtungsmedizin.

In einem klaren Bekenntnis zu einer Wissenschaft vom Menschen in Verantwortung wurde der „GeDenkOrt.Charité“ auf dem historischen Campus in Berlin-Mitte geschaffen. Dieser Ort dient als Mahnmal und Informationsquelle, um innezuhalten und aus der Geschichte zu lernen. Eine „Wissenschaft in Verantwortung“ stellt nicht nur fest, was geschah, sondern hinterfragt auch, welche Umstände und Einstellungen in der Medizin dazu führen können, dass Ärzte und Ärztinnen in einer ethisch fragwürdigen und menschenverachtenden Weise handeln.

Die Ausstellung im „GeDenkOrt.Charité“ präsentiert auf eindrückliche Weise in neun Stationen das Handeln der damaligen Akteure und Akteurinnen sowie die Grenzüberschreitungen der medizinischen Wissenschaft und Praxis in der NS-Zeit. Diese Woche hatte ich das Privileg, gemeinsam mit dem Beauftragten der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Jürgen Dusel, diese beeindruckende Ausstellung zu besichtigen und mich mit ihm auszutauschen. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um mich herzlich für diese Erfahrung zu bedanken und ermutige nachdrücklich dazu, diesen eindrucksvollen Ort zu besuchen. Die Ausstellung regt nicht nur dazu an, die Vergangenheit zu reflektieren, sondern auch, darüber nachzudenken, wie ethische Prinzipien in der Medizin heute und in Zukunft gewahrt werden können.